Interview: „Spezialisten sind rar“

Der „Drehscheibe“ (aus Lokalredaktionen für Lokalredaktionen) habe ich ein Interview zum Thema Automatisierung im Lokaljournalismus gegeben (Anlass war ein Text von mir von 2017). Auszug aus dem Interview:

Was sind die größten Hindernisse für die Verlage, voll in den Datenjournalismus bzw. die Automatisierung einzusteigen?

Wagnisbereitschaft und Talente. Die erfolgreiche Formel, wie solch ein Dienst aussehen könnte, hat bislang niemand gefunden – sonst würden wir davon sicher zahlreiche Varianten sehen. Wirklich neue Formate zu entwickeln, würde zum einen Wagnisbereitschaft und Investionsausdauer für einige Jahren bei den Verlagen erfordern. Und es bräuchte dafür die Kompetenzen. Sowohl in den Führungsetagen, um so etwas zu ermöglichen und fördern – als auch in den Redaktionen. Die Ausbildungsmöglichkeiten, die Spezialisten für den Journalismus im Zeitalter der digitale Transformation liefern könnten, sind in Deutschland rar. Die wenigen Talente in dem Sektor, die sich meist aus Eigeninitiative heraus profilieren konnten, machen Karriere bei den wenigen Häusern, die so etwas sowohl wertschätzen als auch entsprechend interessante Herausforderungen anbieten. Dieser ‚brain drain‘ lässt für Regional- und Lokalzeitungsverlage wenig übrig.

Das komplette Interview gibt es hier.

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Interview mit Datenjournalist Julius Tröger

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Julius Tröger leitet das Interaktiv-Team bei der Berliner Morgenpost (Foto: Matthias Piket).

Was sind die wesentliche Aspekte, warum Du immer wieder datenjournalistische Formaten einsetzt?

Datenjournalismus liefert uns exklusive Geschichten. Ohne unsere eigene Datenbank hätten wir zum Beispiel nie herausgefunden, dass hunderte Flugzeuge über Berlin leer vom einen zum anderen Flughafen fliegen

Außerdem können wir mit Datenvisualisierungen komplexe Sachverhalte einfach darstellen, z.B. mit unserer Grafik zum Berliner Volksentscheid. So können wir auch Nachrichten prinzipiell auf jeden einzelnen Berliner herunterbrechen, wie etwa mit unserer Mietkarte  oder unseren Wahlkarten.

Unsere Aufgabe im Interaktiv-Team ist es einerseits, neue Geschichten abseits der üblichen Recherchequellen zu finden. z.B. in Sensordaten. Und andererseits Geschichten so zu erzählen, dass sie vor allem im Web funktionieren.

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Interview mit Datenjournalistin Sylke Gruhnwald

Sylke Gruhnwald (Bio, Twitter) arbeitet bei der Neuen Zürcher Zeitung. Sie leitet dort seit 2012 den Bereich NZZ-Data

Wann ist Dir data-driven-journalism das erste Mal begegnet und wie verlief von dort an Dein beruflicher Weg hin zu Deiner jetzigen Arbeit bei der NZZ?

Simon Rogers und der Data-Blog des Guardian – das Blog bringe ich damit in Verbindung. CAR (Computer-assisted reporting) ist mir sicherlich länger ein Begriff. Angefangen habe ich bei der NZZ in der Wirtschaftsredaktion online. In den letzten zwei Jahren hat sich mein Schwerpunkt immer mehr in Richtung Daten und «interactive news» verlagert. Meine Kollegin Alice Kohli und ich bilden ein Zwei-Frauen-Team und arbeiten in Kooperation mit den Kollegen des Zürcher Design Studios Interactive Things oder auch OpenDataCity.

War es schwer, innerhalb der NZZ dem Thema Datenjournalismus Stellenwert zu verschaffen? Wird Deine Expertise heute selbstverständlich in den alltäglichen Redaktionsprozess einbezogen?

Im Grundsatz war die Etablierung nicht schwierig. Ziel für das nächste Jahr ist es, erwachsen zu werden – sozusagen. Ich möchte mein Team in Richtung datengetriebener Journalismus und zunehmend (investigativer) Recherche positionieren. Dazu zählt auch, dass wir uns mit sicheren Kommunikationsmöglichkeiten beschäftigen, eine eigene sichere Infrastruktur aufbauen, unsere Statistik-Kenntnisse weiter ausbauen, Coden und und und. Und nicht zuletzt müssen wir uns das Vertrauen der Leserschaft erarbeiten.

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Interview mit Datenjournalist Gregor Aisch

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Ab 2014 wird Gregor Aisch als Graphics Editor bei der New York Times arbeiten. Im Interview geht es um seine künftige Aufgabe, die Entwicklung von Data Wrapper sowie Datenjournalismus in Deutschland.

Gibt es für dich einen Schlüsselmoment, an dem dir klar wurde, dass du dich beruflich mit Datenvisualisierung befassen willst? Und kannst du in diesem Zusammenhang kurz deinen Werdegang, nennenswerte Stationen deiner Arbeit und Ausbildung umreißen?

Das Interesse an Informationsvisualisierung ist während meines Studiums der Computervisualistik in Magdeburg entstanden. Aufgrund der eher technischen Ausrichtung der Uni Magdeburg wurde der Studiengang vor allem mit industrienahen Fächern wie Elektrotechnik oder Maschinenbau oder Medizin verbunden – allesamt spannende Anwendungsgebiete für Visualisierung, für die ich mich jedoch leider nicht sehr lange motivieren konnte.

Parallel dazu habe ich seit 2002 als Web-Entwickler gearbeitet und so das Handwerkzeug für meine heutige Arbeit gelernt. Webseiten zu programmieren hat eine ganze Weile Spaß gemacht, und wir konnten für viele interessante Kunden arbeiten und mit den Projekten wachsen. Aber irgendwann ging mir das aber doch zu sehr in Richtung Werbung und so ich habe nach Ende meines Studiums versucht, mich beruflich neu zu orientieren.

Ausgangspunkt für meine ersten Visualisierungen, wie etwa die Grafik zu den Parteispenden, war vor allem mein persönliches Interesse an gesellschaftlich/politischen Themen. Ich weiß noch dass ich zu der Zeit gerade „Postdemokratie“ von Crouch gelesen hatte und irgendwie wollte ich auf meine Weise etwas gegen Korruption und Verfilzung in unserer Gesellschaft beitragen. Ob es was genützt hat sei dahin gestellt, aber ich glaube auch heute noch, dass gute Visualisierung dazu beitragen können, dass mehr Menschen sich für komplizierte Themen interessieren können.

Die Grafiken haben auf jeden Fall einen derart großen Anklang gefunden, dass ich mich anschließend nicht lange um Datenvisualisierungsaufträge kümmern musste.

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Interview mit Datenjournalistin Christina Elmer

Christina Elmer @chelm, geboren 1983, arbeitet im Wissenschaftsressort von Spiegel Online und betreut als Recherche-Trainerin Workshops in Redaktionen und Ausbildungsprogrammen. Zuvor gehörte sie zum Team Investigative Recherche des Stern und arbeitete als Redakteurin für Infografiken bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa), wo sie zuvor „dpa-RegioData“ mit aufgebaut hatte. Der Weg dorthin: Volontariat beim Westdeutschen Rundfunk (WDR), Studium der Journalistik und Biologie an der TU Dortmund, Freie Autorin für Wissenschaftsthemen.

Bezeichnest du dich selbst als Datenjournalistin? Wenn ja, wie würdest du dein berufliches Selbstverständnis beschreiben? 

Ja, aus meiner Sicht passt diese Bezeichnung. Viele meiner Recherchen basieren auf Statistiken oder anderen strukturierten Datensätzen. Daraus Ansatzpunkte für Geschichten herauszukitzeln, würde ich als Kern der datenjournalistischen Arbeitsweise bezeichnen. Mein Fokus liegt dabei immer auf der Frage, ob am Ende eine relevante Story steht. Die kann sich entweder aus der Analyse ergeben oder auch darin bestehen, wichtige Datensätze überhaupt öffentlich zu machen.

Du sagst, die Recherche in Statistiken oder strukturierten Daten sei für dich der Kern datenjournalistischer Arbeit. Ist Datenjournalismus also ein anderes Wort für „Computer Assisted Reporting“ (CAR), wird er durch die Recherche definiert?

Wer datenjournalistisch arbeitet, benutzt zwangsläufig immer auch Werkzeuge und Methoden aus dem Computer Assisted Reporting. Allerdings geht der Datenjournalismus für mich darüber weit hinaus. Wenn Datenjournalisten bei ihren Recherchen dafür sorgen, dass Informationen überhaupt öffentlich werden. Wenn sie diese Daten zugänglich machen, indem sie sie ansprechend aufbereiten und auf offenen Plattformen veröffentlichen. Und wenn sich aus diesen Anwendungen neue Wege des Storytellings ergeben. Das sind alles relevante Bestandteile datenjournalistischer Arbeit, die aus meiner Sicht aber nicht in jedem Projekt zwingend eine Rolle spielen müssen.

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ARD & ZDF: Grundversorgung und Co.

Am Wochenende wurde im Deutschlandradio Kultur in der Sendung Breitband eine Stunde über die Zukunft der Aufgabe der Grundversorgung durch die Öffentlich-rechtlichen Sender debattiert: Philip Banse hatte Volker Grassmuck und Stefan Niggermeier zu Gast.

Im Bezug auf meinen Text über die Zeit nach ARD und ZDF war ich vorweg interviewt worden; zwei Ausschnitte daraus fanden in die Sendung eingang – hier das ganze Interview mit mir:

Aron Pilhofer: "Medien sind nicht datengetrieben"

Journalisten könnten durch die stärkere Nutzung von Zahlen viel gewinnen – und dennoch tun sie es nicht. Warum? Ein Interview.

Hintergrund: Teresa Bouza ist eine Stipendiatin der „Knight Journalism Fellowships“ an der Stanford University und Journalistin. Sie hat vor seinem Vortrag bei der „Investigative Reporters and Editors Conference“ (IRE) 2012  in St. Louis, ein Interview mit Aron Pilhofer geführt. Pilhofer, der unter anderem Vorstandsmitglied der IRE ist, leitet bei der New York Times ein Team aus Journalisten und Programmierern, die daten-getriebene Applikationen entwickeln. Ziel ist die Verbesserung des Online-Informationsangebots der „New York Times.“. (Originalartikel vom 23.02.2012 – Übersetzung: Mirko Lorenz )

Der Begriff „data-driven journalism“ ist plötzlich sehr populär geworden. Gleichzeitig verfügen viele Journalisten nur über geringe Kenntnisse bei der Auswertung von Daten, so Aron Pilhofer. Doch das Know-how ist keine Raketenwissenschaft, so Pilhofer und betont dass es für Reporter „lebenswichtig“ ist, in diesem Bereich grundlegende Kenntnisse zu erwerben.

Nach seiner Meinung ist es nach wie vor sehr schwierig, Journalisten zu einem Umdenken zu bewegen und Daten als Quelle eines Beitrags zu sehen, ebenso wie die Fähigkeit, verschiedene Formen und Blickwinkel bei der Berichterstattung zu nutzen.
Doch die wirkliche Barriere für daten-basierte Beiträge liegt noch in einem anderen Bereich: Auf den Führungsetagen werde die Bedeutung des Datenjournalismus bisher nur teilweise verstanden, sagt er.

Die Fähigkeit, aus Daten Geschichten zu machen, sei eine „unterbewertete Fähigkeit“. Daher geht es nicht nur darum „wie wichtig dieses Feld für den einzelnen Journalisten ist“, sondern auch „für wie wertvoll der Chef und der Chef des Chefs dieses Know-how halten“, so Pilhofer.

INTERVIEW

Frage: Angesichts der Werkzeuge, die wir heute haben, worin liegt die große Herausforderung für Journalisten beim Umgang mit Daten?

Pilhofer: Für mich ist das keine Frage der Werkzeuge. Wir haben mehr Rechenleistung, mehr Möglichkeiten Dinge zu tun als jemals zuvor. Mit Amazon EC2 (einer Cloud-Computing Plattform), kann man mi Prinzip an einem Nachmittag einen Super-Computer laufen lassen, wenn man das möchte und zahlt dafür 100 Dollar oder einen ähnlichen Betrag, wenn man zum Beispiel sehr große Datenmengen analysieren möchte. Es ist kein Technologie-Problem, es ist ein Menschen-Problem.“ Aron Pilhofer: "Medien sind nicht datengetrieben" weiterlesen

Interview: Datenjournalismus und demokratische Öffentlichkeit

Unlängst habe ich der neuen Diskursplattform des Deutschlandfunk ein Interview gegeben:

[…] Inwieweit spielt Datenjournalismus mit Blick auf Öffentlichkeit und Demokratie eine Rolle? 

Datenjournalismus wird in einigen Jahren kein Aufsehen mehr erregen. Weil er selbstverständliche Methode und alltägliches Werkzeug der Berichterstattung sein wird. Es gibt jetzt schon enorme Datenmengen in den Verwaltungen und der Politik – Akten und Statistiken zum Beispiel. Und es wird exponentiell mehr geben, weil immer mehr digitale Geräte Einsatz finden und mehr und mehr Sensoren aktiv Daten sammeln.

Es ist Aufgabe von Journalisten auch hier ihrer Berichterstattungspflicht und Watchdogfunktion gerecht zu werden. Insofern ist es essentiell wichtig für eine immer digitaler kommunizierende Gesellschaft, dass Journalisten und Medienhäuser sich mit Daten befassen. Das Internet bietet die perfekte Infrastruktur dafür, datenbankgestützt zu berichten. Dafür notwendige Technologien und Herangehensweisen gilt es zu erlernen und zu entwickeln, aber auch angebrachte Erzählformen dafür zu finden. […]

Das gesamte Interview lesen.

13 Open Data Interviews

Bis August diesen Jahres (2011) habe ich zehn Monate lang am Stück das Open Data Blog auf zeit.de geschrieben.

Hier veröffentliche ich nun die meisten Interviews, die ich für dieses Blog geführt habe, unter einer Creative Commons-Lizenz (CC-by). Erschienen sind sie zwischen Oktober 2010 und September 2011 (zum Abschluss hat mein Nachfolger Markus Heidmeier ein Interview mit mir geführt). Die 13 Interviews werden im Folgenden chronologisch zurückgehend vom aktuellsten zum ältesten hin aufgelistet (Update 11.01.2012):

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NDR Medienmagazin ZAPP – Datenjournalismus Interviews

Gestern, am 16.11.2011, lief beim NDR Medienmagazin ZAPP der Beitrag „Neue Recherchewege – Datenjournalismus“.

Hier die Langfassung der Videos, die ausschnittsweise im Film oben zu sehen sind; es gibt alternativ auch nur die Audiospur als mp3-Datei, für diejenigen, die nicht an den Talking Heads interessiert sind. Videos und Audiofiles sind vom NDR unter einer CC-Lizenz unter den Bedingungen Namensnennung, nicht-kommerziell und nicht-abwandeln (by:nc:nd) freigegeben.

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