Datenjournalismus im Januar 2013

Eine Auswahl von Links und kommender Termine

Zum Jahreswechsel gab es einen lesenswerten Beitrag bei Wired über die Zukunft der Automatisierung und Robotik zu lesen: „It may be hard to believe, but before the end of this century, 70 percent of today’s occupations will likewise be replaced by automation“, heißt es da. Mein Eindruck ist, dass sich darüber hierzulande viel zu wenig Gedanken gemacht wird. Beim Nieman Jounralism Lab wurde ebenfalls Ende letzten Jahres über „The rise of the robot“ geschrieben: “In whatever form they take, it’s darned exciting to think that we are not far off from having armies of robots all around us that collectively make it easier to be a journalist.” Wie dem auch sei, die US-Firma Narrative Sciene, die eine Schreibrobotorsoftware entwickelt, hat ProPublica dabei geholfen, kurze Schulbeschreibungen aus 52.000 Datensätzen zu erzeugen.

Gregor Aisch hatte den Wahlabend in Niedersachsen mit einigen interaktiven Grafiken begleitet, die auch manchen Fernsehsendern und Zeitungen gut zu Gesicht gestanden hätten (siehe Bild oben). Seine These: Das Wichtigste an Wahlergebnissen ist wer die Wahl gewinnt.

Mapbox, der Kartendienst von Development Seed auf Basis von OpenStreetMap-Daten, mausert sich immer mehr zur Alternative zu Google Maps. So wurden vergangen Dezember Satellitenbildern eingeführt und jetzt Ende Januar eine frühe Version eines neuen Editors für OSM vorgestellt. Der Dienst arbeitet auch mit Google Fusion Tables zusammen: Using Google Fusion Tables to Add Real-Time Feeds to MapBox Maps

Simon Rogers, der 2009 das Datablog beim Guardian startete, hat jetzt ein eigenes Blog mit vielen Links und Materialien zu data-driven-journalism.

Etwas seltsam: Bei Spiegel Online (das sich offenbar endlich von der Flashtechnologie verabschiedet) wurde ein Waffentlas vom US-Magazin Slate übernommen (Original). Bei SpOn heißt es: „Die folgende, vom amerikanischen Online-Magazin „Slate“ stammende interaktive Grafik…“ – tatsächlich bauten die Hamburger die Grafik komplett nach (mit etwas reduzierten Funktionen), anstatt sie einfach zu übersetzen. Dass es sich um einen Remake handelt, wird nicht kommuniziert. Grund könnte Inkompatiblität mit dem CMS oder die Kartenlizenzen gewesen sein.

David Bauer von der Schweizer Tageswoche hat eine Bilanz seiner Programmierbemühungen gezogen. Das „Gesellenstück“, das darauf fußt, ist Instacurate, ein schlichter praktischer Twitter-Aggregator.

Für einige Neugier hat die Ankündigung eines Studienschwerpunkts „Politischer Datenjournalismus“ an der Züricher Uni gesorgt. In einem Interview gibt der verantwortliche Hochschullehrer erste Auskünfte.

Apropros Studium: Die Akademie für Publizistik in Hamburg bietet ab kommenden Wintersemester ein neues berufsbegleitendes Masterstudium an: Visuelle Publizistik – gemeinsam mit der dortigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Die Datenjournalismusagentur Journalismus++ in Paris und Berlin hat jetzt auch ein Team in Stockholm. Ein Teil von J++ war früher bei der französischen Digitaljournalismusagentur Owni, die zum Jahreswechsel ihren Konkurs bekannt gab.

In eigener Sache: Einigen ist es vielleicht schon aufgefallen, datenjournalist.de gehört jetzt offiziell zur Datenjournalismusagentur OpenDataCity (siehe Logo oben). Wir bündeln gerade unsere Aktivitäten – dazu demnächst mehr. Im Januar haben wir den Aufbau einer Hochschulwatch unterstützt, eine Visualisierung zum Thema Gema-versus-YouTube umgesetzt sowie ein Tool zur Debatte um das Leistungsschutzrecht veröffentlicht.

Das von uns unterstützte Projekt Rechtes Land, ein interaktiver Atlas über Neonazis, hat per Crowdfunding sein gestecktes Ziel von 5000 Euro mit 120% der Summe abgeschlossen. Ende Januar startete auch das deutsche Crowdfundingportal für Journalismus: Krautreporter.

Zwei interessante Stipendien: Das European Journalism Center vergibt Gelder (ca. 25*20.000 Euro) für Arbeiten zur Entwicklungszusammenarbeit (1. Deadline 25.3.2013); das Vocermedialab des Vereins für Medien- und Journalismuskritik (VfMJ) legt eine Reihe von Stipendien (à 3000 Euro) für Nachwuchsjournalist/innen auf (Dealine 14.3.2013).

Termine:

Kommenden Mittwoch, 6.2.2013 und 21 Uhr läuft die 8. Datenschau zum Thema „Musik und Daten“.

Das nächste Hacks/Hackers-Treffen in Berlin ist am 13.2.2013, dem „World Radio Day“, um 20 Uhr.

Am 23.2.2013 trifft sich die für alle offene AG Pandaprojekt zum ersten Mal anlässlich des internationalen Open Data Day in Hamburg. Es geht um eine deutsche Version der Datenkatalogsoftware PANDA für Redaktionen.

Christina Elmer vom Investigativteam des Sterns gibt Mitte März 2013 drei Trainings unter dem Titel „Data-Stories für Einsteiger und Fortgeschrittene Anfänger“ in Bonn und Berlin.

Der Autor der Sammlung hier, Lorenz Matzat, gibt am 5.3.2013 ein kurzes Training an der Schweizer Journalistenschule MAZ in Luzern; er wurde Ende Januar vom Medium Magazin zu einem der Newcomer des Jahres 2012 für seine datenjournalistische Arbeit ausgezeichnet.

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