Definitionen: OpenData, OpenGovernment, Gov2.0 und Co.

OpenData ist derzeit ein angesagtes Thema und gern wird dabei mit dem Begriff oder verwandten Bezeichnungen hantiert – wobei es oft kreuz und quer durcheinander geht. Im Folgenden einige Definitionen und Erläuterungen:
Daten (data – Latein, Plural von Datum) meint gruppierte Informationen; wörtliche Bedeutung: etwas Gegebenes, Gegebenheit.
Open – als Präfix, Vorsilbe meint es im Internetbereich Offenheit und Zugänglichkeit – bekanntestes Beispiel ist sicherlich das Begriffspaar OpenSource. Mit dem Open wird signalisiert, dass es auch um die Weiternutzung der Information geht; also kein klassisches Copyright damit verbunden ist, sondern etwa ein Lizenzmodell wie Creative Commons, das explizit Nutzungsrechte einräumt. Bezogen auf Daten geht es mithin um Informationen, auf die keine Person oder Firma alleinigen Anspruch erhebt (geistiges Eigentum). In den USA etwa sind die meisten staatlich erhobenen Informationen auf Bundesebene – „work of the United States government“ – Teil der „public domain“, Teil der öffentlichen Sphäre. (Deswegen unterliegen bspw. die Bilder der Raumfahrtbehörde NASA keinem Copyright.)
OpenData (oder mit Leerzeichen: Open Data) bezeichnet ein Prinzip oder eine Kultur: eine Veröffentlichungsmethode von Datensätzen (maschinenlesbar am besten in strukturierter Form, gerne per offener API/Schnittstelle – s.u.); oft wird der Begriff synonym mit Open Government Data benutzt. Letzteres meint Datensätze aus der öffentlichen Hand. OpenData kann aber auch durch Wissenschaft, private Wirtschaftsunternehmen, NGO oder Privatpersonen betrieben werden. Ein wirkliches OpenData-Angebot lässt sich im Netz daran erkennen, dass es erlaubt, die Rohdaten herunterzuladen oder per Schnittstelle zu verwenden. Bzw. es aggregiert selbst OpenData.
Schnittstelle – API (Application Programming Interface): Eine API erlaubt es anderen Anwendungen, gezielt und automatisiert maschinenlesbare Daten abzufragen. Somit lassen sich Softwareangebote entwickeln, mit denen Maschinen (sprich Computer) verschiedene Daten miteinander verschränken und interpretieren (mashup) und somit einen informativen Mehrwert generieren oder eine spezielle Nutzung erlauben.
Die so genannte OpenData Bewegung fordert den automatisierten Zugriff auf die Daten zu ermöglichen, deren Entstehung und Erhebung durch Steuergelder finanziert werden (was auch  für Teile der Wissenschaft gilt), Dabei geht es nicht nur um Datensätze, sondern auch Schriftsätze (etwa Plenarprotokolle). Wichtig dabei ist, dass es nicht um persönliche Daten oder datenschutzrelevante Informationen geht.
OpenData kann verschiedene Formate haben:
  • strukturierte Daten: Das sind Datensätze, die klare Bezeichnungen für die einzelnen Spalten der Tabelle haben, beispielsweise (Bezeichnung, Typ, Datum, Höhe, Standort usw.) – also eine eindeutige Datenstruktur aufweisen und damit einfach bearbeitet werden können; nicht nur per Computer automatisiert sondern per Menschenhand, etwa mit Excel.
  • semistrukturierte Daten: Die liegen nicht in Tabellenform vor, sondern die Daten sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit ebenfalls automatisiert auslesbar (aber meist auch für den Menschen verständlich). Gängiges Format im Internet ist XML (Extensible Markup Language), siehe die Beispielgrafik von Wikipedia anbei.
  • unstrukturierte Daten: Das sind Informationseinheiten wie etwa Schriftstücke, die als Textdateien oder als Bilder vorliegen (etwa eingescannte Dokumente ). Datei (im Engl. file) ist ein Kunstwort aus Daten und Kartei.
Das Anliegen von OpenData ist es, Transparenz zu schaffen. Und in der Regel geht es, wie gesagt, um Open Government Data –  Informationen also über Regierungshandeln und Verwaltungstätigkeit.
Insofern kann das politische Modell OpenGovernment ohne OpenData nicht funktionieren. OpenGov versteht eine Regierung als Plattform, an dem die Bürger/innen per Web-Andwendung andocken können. Einmal um schlicht Informationen über Vorgänge zu erhalten (z.B. Gesetzesänderungen). Zweitens um Politiker/innen zu beobachten (monitoring), sei es etwa ihr Abstimmungsverhalten oder den Bezug von Nebeneinkünften. Die Realisierung von OpenGovernment muss nicht zwangsläufig durch die Regierung oder staatliche Stellen geschehen, sondern kann auch von „unten“ (Zivilgesellschaft) oder etwa von Medienunternehmen umgesetzt werden. (Als mögliche Utopie von OpenGov könnte eine per Internet ermöglichte äußerst flache politische Hierachie formuliert werden.)
Das Prinzip von Government 2.0 dagegen ist ein Projekt von „oben“; es kommt aus den politischen Apparaten und den Verwaltungen selbst. Es ist Teil der Verwaltungsmodernisierung und Ausdruck eines Dienstleistungsverständnis. OpenData kann, muss aber dabei keine Rolle spielen: Denn es können Informationen preisgegeben aber eben auch gezielt zurückgehalten werden. Insofern kann Gov2.0 auch gleichzeitig OpenGov sein – wenn es eine wahrhaftige Transparenz herstellt.
Nur Gov 2.0 kann ePartizipation ermöglichen, da Gesetze und Verwaltungsvorschriften eben nur von Regierungen und gesetzlich legitimierter Seite geändert werden können. ePartizipation meint Beteiligung und Teilhabe auf elektronischem Weg via Internet, beispielsweise Bürgerhaushalte oder die Einreichung von Petitionen über ein Webportal. ePartizipation könnte auch Wahlen per Netz meinen; bislang gibt es dagegen aber diverse Bedenken aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen.

4 Gedanken zu „Definitionen: OpenData, OpenGovernment, Gov2.0 und Co.“

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