Ein Jahr OpenData Network

Als vor einem Jahr der OpenData Network e.V. in Berlin gegründet wurde, war eine seltsame Veranstaltung zu erleben: Vertreter/innen aller damals soeben in den Bundestag gewählten Parteien fanden sich auf der Gründungsversammlung ein, die mit etwa 30 Besuchern erstaunlich voll war. Wir, die das Treffen vorbereitet hatten, rechneten mit einer Handvoll Leute und sicher nicht mit Bundestagsabgeordneten oder deren Mitarbeitern – Thorsten Schäfer-Gümbler, SPD-Vorsitzender in Hessen, ließ sich sogar durch einen Vertreter auf die Gründungsmitgliederliste schreiben.

Von CSU bis Linkspartei saß man nun also da; außer in parlamentarischen Zwangs-Zusammenhängen eine wahrscheinlich eher ungewöhnliche Konstellation. Anzugträger und Kostumträgerinnen zwängten sich neben dem mehr als casual gekleideten Hacker – auch diverse Aktivisten aus dem Piratenparteilager, Leute aus dem Non-Profit/NGO-Sektor sowie einige Unternehmer hatten am 21.10.2009 den Weg in den Newthinking Store in der Tucholskystraße gefunden.

Der Aufruf zur Gründung des Vereins hatte wohl einen Nerv der Zeit getroffen; die Aufruhr um Web 2.0 und Bundestagswahlkampf war noch nicht abgeklungen. Und der Start von data.gov in den USA und die Open Government-Initiative der Obama-Administration sorgte wohl auch hierzulande für eine Euphorie: Man wollte bei dem Verein dabei sein; so gab es ein wenig Gerangel darum, wer alles Vorstands- und Beisitzerposten erhalten durfte. Um Inhalte ging es an diesem Tag so gut wie nicht, sondern schlicht um die Verständigung über die Vereinssatzung und das Einhalten des vom Vereinsrecht verlangten Verfahrens (hier das Protokoll).

Ein Jahr später

Jetzt ein Jahr später zeigt sich, dass das Thema OpenData offenbar eine interessante Zukunft hat. War der Begriff vor einem Jahr im deutschsprachigen Raum ein eher unbekanntes Schlagwort, tragen ihn nun wissenschaftliche Konferenzen im Titel. Verwaltungsmitarbeiter/innen bloggen zum Thema, Government 2.0 Tagungen und sind ohne ihn nicht mehr denkbar. Selbst in offiziösen Dokumenten wie ein Papier des Bundes zur „transparenten und vernetzen Verwaltung“ taucht es auf. Und auch Datenjournalismus – ohne OpenData kaum denkbar – fängt bei einigen deutschen Medien ein Eigenleben an.

Insofern wäre es zu wünschen, dass der Verein, der das Thema aktiv auf die Agenda gesetzt hat und von einer regen kleinen Gruppe getragen wird, mehr Unterstützung erfährt. Der Verein als Nukleus der deutschen OpenData-Bewegung braucht Spenden und Mitarbeitende – die sind dort sicherlich willkommen.

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