Hackday: Öffnet euch oder ihr werdet geöffnet

Wer bekommt die meisten Agrarsubventionen, wo gehen eigentlich die Gelder des Konjunkturprogramms hin und wer sagt was im Bundestag? Wer sich für solche Fragen interessiert, konnte einige Antworten auf dem ersten deutschen Hackday in Berlin finden. Auf der Veranstaltung, die sich am vergangenen Wochenende unmittelbar an die Netzkonferenz re:publica anschloss, wurde sich zwei Tage lang über Datensätze aus Politik und Verwaltung hergemacht. Unter den 40 Teilnehmern, unter anderem auch aus England und Dänemark, fanden sich nur zwei Frauen.

„Öffnet euch, oder ihr werdet geöffnet“ lautet die Kampfansage des Veranstalters des Hackdays, dem OpenData Network. Auf den Endbericht der Internet-Enquete Kommission der Bundesregierung im Jahr 2012 wolle man jedenfalls nicht warten. Dabei ist man in  Deutschland in diesen Belangen noch weit von der US-Regierung entfernt, die Ende letzten Jahres eine OpenGovernment Direktive veröffentlichte (pdf), um Transparenz, Beteiligung und Zusammenarbeit zu fördern.

Gut 110.000 Datensätze finden sich mittlerweile auf data.gov; im Vereinigten Königreich und Australien etwa gibt es ähnliche offizielle Initiativen. Um einen Anfang zu schaffen, startete das OpenData Network eben erst  das Verzeichnis offenedaten.de. Generell geht es dem Verein darum, Datensätze aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und – so weit möglich – aus der Wirtschaft zu öffnen. Also über sie online in maschinenlesbar zur verfügen – beispielsweie in XML oder CSV-Formaten.

„Ihr arbeitet für uns, die Daten werden mit unseren Steuergeldern bezahlt und wir wollen schlicht alle“, hieß es auf einer re:publcia-Podiumsdiskussion in Richtung einer Frau der Bundestagsverwaltung und einer Vertreterin des Bundesinnenministerium. –  „Ihr werdet dann schon sehen, was wir damit anstellen.“

Heraus kommen dann Anwendungen, wie der Prototyp des „ParlaBla – wer sagt was im Bundestag“, der auf dem Hackday entstand. In Wortwolken (via wordle.net) werden die meist genanten Begriffe in den jeweiligen Reden der Fraktionen dargestellt.  Zurückgegriffen wurde da auf die Vorarbeit des BundesTaggers – diese Anwendung stellt die Parlamentsprotokolle durchsuch- und kommentierbar dar. Der Urheber dieser Anwendung, der junge Informatikstudent Stefan Wehrmeyer arbeite auf dem Hackday an der Darstellung des Konjunkturpakets in Berlin. Er nutzte dafür sein Projekt mapnificent.de, das auf Karten von Google-Maps verschiedene Schichten von Informationen darstellen kann.

Über solcherlei Anwendungen freuten sich gut ein halbes Dutzend teilnehmenden Journalisten auf dem Hackday. Sie versuchen sich in Data Driven Journalism: Einerseits einer Recherchemethode, um aus großen Datensätzen mittels digitalen Werkzeugen Informationen zu filtern und Geschichten darauf aufzubauen. So hat das Projekt farmsubsidy.org, das die EU-Agrarsubventionen dokumentiert, schon zur Aufdeckung mancher Skandale beigetragen. Zweiter Bestandteil des Datenjournalismus ist es, für die Leser in Infografiken und interaktiven Darstellungen (Mashups) die Datensätze zugänglich zu machen; auch ist es üblich, die Rohdaten mit zu veröffentlichen, wie es der Vorreiter in Sachen Datenjournalismus, das Datablog des Guardian tut.

Daniel Dietrich, Vorsitzender des OpenData Network, zeigte sich Sonntagabend äußert zufrieden, nachdem die rund zehn Hacks, die im Laufe des Wochenendes entstanden, kurz präsentiert wurden. „Es war ein guter Auftakt, wir haben uns kennengelernt, Ideen und Wissen ausgetauscht und Zusammenarbeit verabredet“. Schon  im Mai soll es in Berlin beim OpenDemocracy Camp mit dem Hacken weitergehen.

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